Straßen-Karneval
Seine Geschichte zwischen Afrika und Europa
Normalerweise nimmt man an, dass Karneval etwas Europäisches ist, dass die Europäer den Karneval in die Karibik, nach Brasilien und die anderen Länder der neuen Welt gebracht haben. Natürlich ist dies teilweise richtig, allerdings kam die Inspiration dazu noch stärker aus einem anderen Teil der Welt.
Wenn man den heutigen Straßenkarneval betrachtet, so wird einem ziemlich schnell klar, dass alte afrikanische Traditionen einen sehr starken Einfluss hatten und haben. Auch wenn man die Geschichte des Karnevals aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten kann, so ist doch eines sicher: Es ist das Ergebnis eines Kulturen übergreifenden Austauschs, der vor Jahrhunderten begann.
Ein Blick in die Vergangenheit führt uns in südeuropäische Länder, die Maskeraden und Prozessionen als Teil katholischer Riten seit dem Mittelalter kannten. Karneval wurde mit religiösen Festen gefeiert, aber die Kirche hatte Probleme, die Maskierten von "unmoralischem" Tun abzuhalten ("Sie sollen beim Karneval nicht ZU viel Spaß haben"). So war es eine Zeit lang beim Karneval in Venedig sogar streng verboten, Masken zu tragen. In Europa wird der Karneval in einigen Gegenden noch heute traditionell im Februar gefeiert, in dem Monat, in dem die Fastenzeit beginnt. Das Wort Karneval leitet sich aus dem Italienischen "carne vale" her, was so viel bedeutet sie "Fleisch, lebe wohl!".
Die meisten Sommer-Karnevals scheinen andere, sogar noch ältere Wurzeln von einem anderen Kontinent zu haben. Hören Sie die Rhythmen, sehen Sie die farbenprächtigen Straßenumzüge, die Masken und Federn - dies kann auf alte afrikanische Feste zurückgeführt werden, die oft auch heute noch gefeiert werden. Ähnliche Ideen haben sich scheinbar in verschiedenen Teilen der Welt entwickelt: Ein Ereignis, das die tägliche Routine mit Musik und Kostümierung unterbricht. Wie in Europa kommen die afrikanischen Feste aus religiösen Ereignissen, Erntefesten oder aus Festen in Verehrung von Geistern oder Vorfahren. Während europäische Masken die Identität der Maskenträger verbergen sollen, haben die afrikanischen Masken einen anderen Zweck: Sie sollen einen Geist darstellen und ihn zum Leben erwecken.
Es gibt noch weitere Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen europäischen und afrikanischen Masken- und Kostüm-Festen, aber in Südamerika und der Karibik trafen die Traditionen aufeinander und verschmolzen schließlich bis zu einem gewissen Grad. Die Nachkommen der Sklaven hielten die afrikanischen Traditionen lebendig, um mit ihren Wurzeln in Verbindung zu bleiben. Die Europäer brachten ihre religiösen Feste und Masken und fügten die gemeinsame Bezeichnung "Karneval" hinzu. Einige Orte wie die Bahamas benutzen noch heute die Bezeichnung "Junkanoo", das sicherlich afrikanischer klingt. Die Zentren der größten Karnevalsfeste sind eindeutig dort, wo sich katholische Europäer niederließen und auf afrikanische Sklaven trafen: Brasilien, Barbados und Trinidad. Ein anderes Beispiel ist der Mardi Gras in Louisiana, wo katholische französische Siedler ebenfalls auf Menschen afrikanischer Herkunft trafen.
Der Sommer-Karneval kommt heute aus einer Mischung der Kulturen und entwickelt sich auch in Europa auf diese Weise weiter. Karneval ist ein Weg, unsere eigenen Wurzeln zu fühlen und uns gegenseitig kennen lernen.
© fotos and Text
: Jacob
Crawfurd
Die Bilder auf dieser Seite sind vom Kopenhagener Straßen-Karneval im Mai 2004. Die großen Umzüge, der Kinderkarneval und die verschiedenen Konzerte und Tanzwettbewerbe sind die Höhepunkte des jährlichen Karnevals, der afro-karibische Wurzeln hat. Viele andere europäische Städte haben Festivals und Karneval während der Sommermonate, von denen das größte vermutlich das Notting Hill Festivals in London ist, das im August stattfindet.
© fotos and Text
: Jacob Crawfurd (maj
2004). This article has been published in:
Coloured
Pictures Magazine, no. 02-07, 2004
Africa Positive nummer 14, 2004
Some of the pictures has been published in Djembe no.
44, 2003
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